Bundes­fleckviehschau 2022 in Freistadt

Am Sonntag, 4. September 2022 standen bei der Bundesfleckviehschau in Freistadt die Ausstellungskühe im Mittelpunkt. Die österreichischen Zuchtorganisationen und Züchter bzw. Züchterinnen präsentierten die Ergebnisse ihrer Zuchtarbeit einem großen Fachpublikum. Ausgestellt wurden Kühe, die auch im Zuchtprogramm Fleckvieh Austria eine Rolle spielen können. Hohe genetische Wertigkeit und bestes Exterieur waren Markenzeichen der ausgestellten Tiere.

Herausragende Jungkühe

Die Jungkühe wurden in fünf Gruppen dem Preisrichter Josef Zieglgänsberger aus Bayern vorgestellt und dieser war ab der ersten Gruppe von den Kühen begeistert. Nicht nur einmal erwähnte er: „Traumgruppe von Jungkühen aus Österreich.“

In der zweiten Gruppe dominierte WEISSENSEE als Vater. Gleich zwei seiner Töchter, die auch als EUROGENETIK-Nachzucht präsentiert wurden, bildeten das Spitzenduo: Gruppensiegerin wurde aufgrund ihres noch perfekteren Fundaments MELONE von Florian Anzengruber, Pram (FIH), Reservesiegerin wurde ESCHE von Maria u. Ernst Kniewasser, Spital/Pyhrn (RZO).

WEISSENSEE war auch in der nächsten Gruppe sehr erfolgreich. Seine unglaublich formatstarke, körperhafte Tochter ELVIRA vom Betrieb Lichtenegger aus St. Margarethen im Lavanttal (cR), überzeugte den Preisrichter mit ihrem fehlerfreien Fundament, dem straff sitzenden Euter und ihrer harmonischen Bewegung, so dass er sie zur Gruppensiegerin ernannte.

Eine klare Siegerin gab es für Josef Zieglgänsberger in der vorletzten Jungkuhgruppe mit der mischerbig hornlosen MOKALA PP-Tochter KACEY PP* von Katrin u. Gerhard Holzer, Pabneukirchen (RZO). Somit hatten wir als Veranstalter den ersten Gruppensieg zu bejubeln und die Halle feierte die Jungkuh aus dem Mühlviertel.

Auch in der letzten Jungkuhgruppe war mit der MYLIFE Pp*-Tochter ANJA Pp* von Josef Hurnaus, Kollerschlag (RZO) die Siegerkuh für den Preisrichter ganz eindeutig und er beschrieb sie mit den Stichwörtern: „Fleckvieh in Perfektion, die Zukunft vor sich, ein Traum“. Dass hier mehr als Worte dahinter stehen konnte der Preisrichter nicht wirklich wissen, aber in diesem Fall stimmt es zu 100%. ANJA Pp* konnte nicht nur im Schauring beeindrucken, sondern weist auch eine sehr hohe erste Laktation auf und konnte erfolgreich über ET genutzt werden.

Ebenfalls erfolgreich ausgestellte Jungkühe des RZO waren MIAMI (V: HERZPOCHEN) von Josef Hurnaus, Kollerschlag, GEMSE (V: HERMELIN) von Rosa u. Silvester Felberbauer, Ternberg, FANTA (V: HERMELIN) von Harald Kastner, Königswiesen, GINSTA (V: MAHANGO Pp*) von Markus Gruber und Katharina Kaiselgruber, St. Georgen/W., BITSCHI 17 (V: WEISSENSEE) von Gusenbauer-Resch Gesnbr, Bad Zell, GRASI 22 (V: WEISSENSEE) von Andrea u. Martin Leibetseder, Rohrbach-Berg.

Championwahl – nur Nuancen entschieden

Bei der anschließenden Championwahl standen die besten zehn Jungkühe im Ring, von denen der Preisrichter drei herausstellte, die in die engere Wahl kamen: MELONE (Weissensee x Waldbrand) von Florian Anzengruber, Pram, (FIH), ELVIRA (Weissensee x Wiffzack) von Karin Lichtenegger, St. Margarethen im Lavanttal (cR) und ANJA 38 Pp* (Mylife Pp* x Vanadin) von Josef Hurnaus, Kollerschlag (RZO). Josef Zieglgänsberger schwärmte über die drei: „Sie zeigen eine sehr gute Bemuskelung, bewegen sich harmonisch, ihre Körperverbindungen sind straff geschlossen und ihre Brillanz ist ihr Euter – besseres Fleckvieh kann es nicht geben.“ Nur Nuancen waren für die Entscheidung ausschlaggebend, wer den Bundestitel mit nach Hause nehmen durfte.

Zum Bundeschampion der Jungkühe kürte er schließlich die WEISSENSEE-Tochter ELVIRA vom Betrieb Lichtenegger aus Kärnten und zum Reservechampion die WEISSENSEE-Tochter MELONE vom Betrieb Anzengruber aus Pram. Damit gab es in der Geschichte der Bundesfleckviehschauen eine Premiere, wie sich Andreas Selker von der OÖ Besamungsstation GmbH nach der Schau erfreut zeigte: Zwei Kühe desselben Vaters errangen in der gleichen Kategorie den Champion- und den Reservechampiontitel – das gab es noch nie zuvor – noch dazu zwei Kühe aus „unserer“ Nachzuchtgruppe.

Exzellente Kühe im besten Lebensalter

Die Kühe der mittleren Kuhklassen wurden in vier Gruppen mit Zweitkalbskühen, zwei Gruppen mit Drittkalbskühen und zwei Gruppen mit Viertkalbskühen vorgestellt.

Es folgten die zwei Gruppen mit Drittkalbskühen, die den Preisrichter mit ihren straffen, ausbalancierten Eutern begeisterten. Zur ersten Gruppe meinte er: „Diese Kühe sind alle gleichwertig überragend, das fängt in der Reihe vorne an und hört hinten auf.“ Er entschied sich wegen ihrer Eleganz und des noch besseren Euters für die MONUMENTAL-Tochter ENGADIN von Thomas Grabenbauer, Fischbach (RSTMK) als Gruppensiegerin. Zweitplatzierte wurde die MONT BLANC-Tochter ALMA von Franz Schwarzelmüller, Steinbach/Steyr (RZO), die ihre Vorzüge im Baucheuter hatte.

In der zweiten Gruppe der Drittkalbskühe griff er zur jugendlichen EVERADE-Tochter OMI von Julia und Mario Wolkerstorfer, Helfenberg (RZO) als Siegerin. Josef Zieglgänsberger wies auf ihren hohen Euterboden hin.

Bei der ersten Gruppe der Viertkalbskühe war es eine knappe Entscheidung zwischen der HERZSCHLAG-Tochter ELKE von Karin und Alois Schmidseder, Enzenkirchen (FIH) und der MAHANGO Pp*-Tochter FRANCINE von Elisabeth u. Karl Lumetsberger, St. Georgen/W. (RZO).

Sehr angetan war der bayerische Zuchtleiter von der Ausstrahlung und Würde der Gruppe und ihrer Siegerin der zweiten Viertkalbsgruppe: GS WERTVOLL-Tochter KAMILE von Werner Schneidl, Oberzeiring (RSTMK). Er bewunderte ihr Fundament und Euter. Den zweiten Platz errang die kalibrige HERZSCHLAG-Tochter ARNIKA von Elisabeth u. Franz Fröschl, Bad Kreuzen (RZO), die auch mit dem aktuellen Besamungsstier MEVERICK PS* für zusätzliches Aufsehen sorgt.

Ebenfalls erfolgreich ausgestellte Mehrkalbskühe des RZO waren DOLLY (V: MIAMI) von Josef Schatz, Katsdorf, GERTRUDE (V: VOLLENDET) von Stefan Enzenhofer, Bad Leonfelden, LAVENDL (V: MANNA) von Otto Kloibhofer, Pabneukirchen, LUDMILLA (V: MACBETH) von Katrin u. Gerhard Holzer, Pabneukirchen, NENA (V: HERZSCHLAG) von Sieglinde u. Thomas Krenn, Maria Neustift, SISTA (V: RALDI) von Hans-Peter Kepplinger, Kleinzell/Mkr., SIBILLE (V: WATTKING) von Sabine Schuhbauer, Pabneukirchen, EVA 9 (V: JANDA) von Lisa u. Andreas Sigl, Oepping sowie HILDE (V: WIPEG) von Gerda u. Karl Reiter, St. Thomas/Bl..

Champion der mittleren Kuhklasse

Bei der Wahl des Champions standen 8 Gruppen- und 8 Gruppenreservesiegerinnen im Ring. Der Preisrichter traf ein „Finale im Finale“ und ließ vier Kühe in die Ringmitte stellen: die zwei niederösterreichischen Zweitkalbskühe BALERINA (V: GS Der Beste) vom Betrieb Gindl und MELOTE (V: GS Midlife) vom Betrieb Mairböck, die Drittkalbskuh OMI (V: Everade) vom Betrieb Wolkerstorfer (RZO) und die Viertkalbskuh KAMILE (V: GS Wertvoll) vom steirischen Betrieb Schneidl.

Jede hätte den Sieg verdient, versicherte der Preisrichter. Dank ihrer überragenden Ausstrahlung wurde die GS WERTVOLL-Tochter KAMILE vom Betrieb Schneidl (RZSTMK) zum Bundeschampion gekürt, zum Bundesreservechampion die GS DER BESTE-Tochter BALERINA vom Betrieb Gindl (NÖ. Genetik).

Die Grandes Dames der Fleckviehzucht

Die letzte Richtgruppe des Tages bildeten die Grandes Dames der Fleckviehzucht: Kühe, die in ihrem Leben Milchleistungen zwischen 65.000 kg und knapp 100.000 kg erbracht haben. Eine perfekte Achtkalbskuh fand er in der IDAKO-Tochter WANDA von Friedrich Dullnig, Kremsbrücke (cR). Hinter ihr auf Platz reihte sich die VORTEIL-Tochter ALMA von Leopold Dichtl, Virgen (RZT), ein, bei der Josef Zieglgänsberger besonders auf ihr harmonisches Seitenbild hinwies.

Finale der älteren Kühe

10 beeindruckende Kühe standen bei der Endrunde im Ring, bei der noch einmal der Bundessieg nach Kärnten ging: WANDA, die IDAKO-Tochter vom Betrieb Dullnig, wurde zum Bundeschampion gekürt, die IVAN-Tochter HELLEN vom Betrieb Danner (FIH) zum Bundesreservechampion.

Kuhlinie MADERNO P*S

Vorgestellt wurde dann auch noch eine sehr interessante Kuhlinie aus dem Zuchtgebiet des RZO. Präsentiert wurden die Großmutter, die Mutter und die Tante von MADERNO P*S. Alle drei Kühe überzeugen mit hohen Leistungen und hohen Gesamtzuchtwerten.

MADERNO P*S ist der höchste MALAGA-Sohn und befindet sich aktuell auch im Ausgabeprogramm der Oö. Besamungsstation. Er verspricht rahmige Nachkommen mit guten Fundamenten und viel Mich. Auffallend ist auch der hohe Wert für Töchterfruchtbarkeit, welche die Kuhlinie selbst über Generationen bestätigt. Spätestens die korrekte Strichplatzierung mit längeren und dickeren Strichen machen ihn für jeden Milchviehbetrieb interessant.

Der RZO bedankt sich bei den Ausstellern, bei den Besuchern, den zahlreichen Helfern und bei den Sponsoren, besonders auch bei der Stadtgemeinde Freistadt!
Wir gratulieren den Besitzern der Siegerkühe und den Verkäufern der Eliteversteigerungstiere. Den Käufern der Elitetiere wünschen wir viel Freude und Glück mit ihren neuen Tieren.

Fotos: Ariane Haubner / Martin Killewald